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Geschichten in Stoffen - Gedanken auf Papier

Stoffe erzählen für mich Geschichten. Die Farbe, Punkte, Linien oder Muster, die auf Stoffen zusehen sind, faszinierten mich schon als Kind. Ich glaubte in den Stoffen lesen zu können und zu vermuten, wie die Person sich damit gefühlt hat. Kurz gefasst, je mehr dunkle Farben und weniger Muster, desto trauriger schien mir dieser Mensch gewesen zu sein. Bunte Stoffe zeugten für mich für mehr Glück und leichtere Charaktere. Heute als erwachsene Frau kann ich noch mehr meine Phantasien ausbreiten - dank der Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn von Karl Lagerfeld. Durch die Abendkleider habe ich alle 4 Jahreszeiten besucht. Von gelben Blättern entstand das goldene Kleid, das eine gewisse Nostalgie vom warmen Sommer vermitteln will. Sehr elegant glänzt das Winterkleid, das aus weißen Federn zärtlich und kalt in mein Gesicht weht und bewahrende Winter-Gedanken mit sich bringt. Aber schnell kommt es zu einem Kontrapunkt, der mir ein bisschen weichere und glamourösere Charaktere vorstellt. Durch glänzenden Glitzer weckt das Frühlingskleid lebendige Energie auf, die bereit ist durch die Welt zu tanzen. Ob es ein rosa oder himmelblaues Kleid ist; es ist sommerlich warm und freudig. Die aristokratischen Federn darf man nicht anfassen, nur fühlen, wenn man daneben steht und durch die Atmungen ihre langsamen Bewegungen beobachtet. Karl Lagerfeld hat nie eine Kunstschule besucht und auch keine Modeschule- (...) Ich habe nicht einmal die Schule fertiggemacht. Ich bin völlig improvisiert“- sagt Lagerfeld in einer Interview in Vogue. Karl ist ein Weltdesigner heutzutage, der für drei verschiedene Label- Fendi, Chanel, Chloe  und auch für die eigene Marke arbeitet. „(...) Ich denke nicht einmal an morgen. Ich habe keine Agenda. Ich konkurriere nicht mit meiner Vergangenheit. Ich interessiere mich für das Jetzt(...)“ - Lagerfeld. Jetzt heißt bei Karl kein PC, kein Tablett  nicht außer viel Papier. „ Ich bin ein Papier Freak. Papier ist das Material, das ich für meine Entwürfe benutze.“  Es hängen 10 000 Erkisen von Lagerfeld aus Papier in der Bundeskunsthalle Bonn. „Ich muss immer Papier unter meinen Fingern spüren, damit ich ausdrücken kann“.- Karl Lagerfeld. So fängt bei dem Modemacher der Alltag an – Gedanken auf Papier bringen, um unterschiedliche Stoffgeschichten zu erzählen. 10-2015 Inga Khapava