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Wenn ich gehe, dann gehe ich ...

Ich existiere zwischen tausenden Ängsten. Die Angst hat bei mir einen unbefristeten Aufenthalt. Sie ist kein isoliertes Gefühl, sondern ist immer bemüht mir unzählbare Sorgen (sehen wie Fragen aus) zuzuschicken, die rot leuchten und meistens offen bleiben: Angst zu versagen? Angst nicht produktiv bei der Arbeit zu sein? Angst vor zu wenig Anerkennung? Angst vor der Zukunft? Also ich habe Millionen Angst-Leukozyten im Blut. Was daran gut ist, ich bin nicht allein. Unzählige Menschen sind mit der Angst eng „befreundet“ und versuchen immer wieder diese „Freundschaft“ so zu pflegen, dass sie weniger belastend wirkt. Wie dieser Prozess aussieht, erzählt uns Albert Kitzler in seinem relativ neuen Buch, das seit September zu haben ist. Das Buch „ Denken heilt“ ist ein brilliantes Beispiel dafür wie man ein gelungenes, gesundes Leben mit weniger Angst, Wut, Entfremdung und Stress führen könnte.

 

 

Dr. Albert Kitzler,
geboren 1955, studierte Philosophie und Jura in Freiburg.
Seit mehr als zwanzig Jahren ist er als Medienanwalt
und Filmproduzent in Berlin tätig. 1994 hat er den
Oskar für den Kurzfilm „Schwarzfahrer“  bekommen.
Seit 2000 beschäftigt er sich wieder intensiv mit der
Philosophie im antiken Griechenland, in China und
Indien. 2010 gründete er „MASS UND MITTE - Schule für
antike Lebensweisheit“
www.massundmitte.de

Der Autor verwendet antike Philosophie und verknüpft diese mit dem alltäglichen Leben. Albert Kitzler ist überzeugt, dass Weisheitswissen - von Aristoteles, Buddha, Konfuzius, Upanishaden und den anderen antiken Denkern – ein bedeutendes Heilmittel ist z.B. andauernden Stress schrumpfen zu lassen. Er macht östliche und westliche Philosophie nutzbar für unser gesundes und zufriedenes Leben. Was heißt bei Kitzler ein gesundes Leben? Möglichst gesundes Denken, frei von Angst, Ärger und Wut. Das alles kann die Seele krank machen und dadurch auch unsere Körper. Albert Kitzler ist der Auffassung, dass bereits in der Antike (aus der Zeit 500 v.Chr. bis 200n. Chr.) alles Wesentliche zur Überwindung seelischen Alltagsleids ausgesprochen worden ist. Denken immer wieder neu zu gestalten ist für Albert Kitzler fürs Wohlbefinden das A und O. Präzise ausgedrückt – wenn man eine Ausbildung an der Uni machen möchte, muss man das Abitur schaffen. Man muss zuerst daran denken regelmäßig die Aufgaben in der Schule zu erfüllen. Dieses Denken was sich quasi vor dem Ziel entwickelt, ist ein gesundes Denken.

Wie entwickelt man ein gesundes Denken?


Nehmen wir ein Beispiel aus dem Buch - die Angst - und nähern uns ihr an. Schuld daran das wir Angst haben sind unsere Vorstellungen, meinten Denker in der Antike. Wir wünschen immer wieder dies und jenes für die Zukunft; dadurch entstehen Hoffnungen, dass möglichst alles so laufen soll, wie wir es uns vorgestellt haben. Dementsprechend parallel wächst aber auch die Angst vor Versagen, Scheitern.

„Die Grundverfassung einer Seele wird so sein wie die Vorstellungen, denen du nachhängst... Denn die Seele wird von der Vorstellungen gefärbt“. Mark Aurel

Wie benehmen wir uns gegenüber unseren Vorstellungen? Ohne sie zu leben geht doch auch nicht. Wenn wir Angst haben den Job zu verlieren, fragen wir nach, ob diese Angst einen hohen Wert für uns hat. Ist es der Job, der uns glücklich macht? Je mehr wir an beruflicher und gesellschaftlicher Stellung, Ansehen, Macht, Zuneigung etc. wertschätzen, umso anfälliger werden wir für Ängste – schreibt Albert Kitzler. Wenn wir angstfrei leben möchten, sollten wir uns anstatt auf vorgenannte äußere Werte auf die inneren Werte, wie etwa Authentizität, Selbstgenügsamkeit, Ausgeglichenheit konzentrieren – denkt der Autor. Durch die inneren Werte landen wir in der Gegenwart und nicht in der Zukunft. Das heißt, wir sind in diesem Moment ohne Sorgen, ohne Vorstellungen, einfach dankbar und zufrieden. Wir genießen es gesund zu sein. Leider sind die inneren Werte heute nicht so beliebt, weil sie gegen Multitasking sind. Wir streben danach 24 Stunden erreichbar zu sein. Wir sind daran gewohnt mehrere Sachen parallel zu erledigen und danach stolz von unserer Erschöpfung zu berichten. Und wir sind nie zufrieden. Wir brauchen noch mehr und mehr. Ich erinnere mich oft: Während meiner Reisen nehme ich zu viele Bilder auf und gleichzeitig poste ich die in den sozialen Medien. Schlimm daran ist, dass ich anstatt es voll zu genießen neue Orte entdeckt zu haben, parallel virtuell sehr beschäftigt bin.

Wann werde ich endlich glücklich?


Ein weiser Meister antwortet zu seinem Schüler auf diese Frage folgendes: „Wenn ich liege, dann liege ich. Wenn ich aufstehe, dann stehe ich auf. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich esse, dann esse ich.“ Der Schüler schaute verdutzt: „Was du mir sagst, mach ich auch. Ich liege, stehe auf, gehe und esse. Aber ich bin nicht glücklich. was ist also dein Geheimnis?“ Daraufhin fügte Meister hinzu: „sicher liegst du auch, stehst auf, gehst und isst. Aber während du liegst, denkst du schon ans Aufstehen. Während du aufstehest, überlegst du, wohin du geht’s, fragst du dich schon, was du essen wirst. Solange du nicht vollkommen gegenwärtig bist, liegen deine überflüssigen Gedanken wie eine schwere Last auf deinen Schultern“.12-2016 Inga Khapava

LESEPROBE

Weitere Buchveröffentlichungen des Autors:
Wie lebe ich ein gutes Leben? Philosophie für Praktiker, Verlag Droemer Knaur
Philosophie to go - Große Gedanken für kleine Pausen, Verlag Droemer Knaur