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Eine Begegnung mit der eigenen Endlichkeit

Ein Besuch im Bergischen Krematorium Wuppertal

Viele Menschen machen sich verständlicherweise über ihre eigene Bestattungsart Gedanken. Nur die wenigsten wissen aber etwas Genaues über die jeweilige Bestattungsart. Bei einer Erdbestattung können bis zu 25 Jahre vergehen, bis sich der Körper vollständig aufgelöst hat. Die Feuerbestattung bietet daher eine schnellere und „sauberere“ Lösung an. Nur, wie läuft so eine Feuerbestattung eigentlich ab? Genau aus diesem Grund haben wir das Bergische Krematorium in Wuppertal in Begleitung des Bestattungsunternehmers Peter Bertram, besucht. Herr Bertram bietet diese kostenlosen Besichtigungen an, damit Interessierte einen Einblick in diesen Ablauf bekommen. Ein sympathischer Techniker führte die Besuchergruppe nach einer pietätvollen Einführung durch die Einrichtung, zeigte und erklärte allen Besuchern den kompletten Ablauf. Das heißt, von der „Anlieferung“ der Särge bis zur Auslieferung der Urnen. Der Anteil der Feuerbestattungen liegt in Deutschland mittlerweile bei ca. 60 %. Dieses hochmoderne, lichtdurchflutete Krematorium wurde im Jahre 2008 eröffnet. Dort werden pro Tag ca. 30 Verstorbene in 2 Öfen eingeäschert. Der gesamte Kremationsprozess wird über Computer kontinuierlich überwacht und genauestens protokolliert. Der gesamte Komplex hat eine geschlossene Struktur, die aus Kühleinrichtungen und Filteranlagen besteht. Nach der Einäscherung bleibt nur gereinigtes Gas übrig, welches die beiden Schornsteine fast unsichtbar und geruchlos verlässt. Die jeweiligen Daten werden permanent erfasst und an das Umweltamt weitergeleitet. 80 % der Anlage dienen dem Umweltschutz, lediglich 20 % der eigentlichen Verbrennung. Vor der Kremierung werden die Verstorbenen von einem Amtsarzt begutachtet. Um eine Verwechslung der menschlichen Überreste auszuschließen, wird den Verstorbenen eine fortlaufende Kennnummer zugeordnet und in einen unbrennbaren Schamottestein eingraviert, der dem Sarg beigelegt wird. Dieser wird dann automatisch, nicht mechanisch, in den Ofen geschoben. Der Ofen wird bis ca. 900 Grad Celsius durch eine spezielle Steinbeschichtung im inneren, aufgeheizt. Durch zusätzliche Luftzufuhr entwickeln sich die Flammen sehr schnell. Der Anblick des einfahrenden Sarges, sofort von Flammen umschlossen, war doch etwas befremdlich. Nach diesem ersten Prozess, der je nach Körpergewicht bis zu 1,5 Stunden dauern kann, wird nur das Körpergewebe samt Sarg verbrannt. Das Skelett hingegen wird nicht in Asche verwandelt, wie die meisten Menschen glauben; es zerfällt lediglich etwas. Die Knochen werden dann automatisch mit einem Schieber in den Ausbrenn- oder auch Muffelofen genannt, zum Auskühlen befördert. Anschließend werden diese Überreste automatisch in eine Knochenwanne geschoben. Der Anblick einer gefüllten Knochenwanne war etwas ungewöhnlich und erzeugte bei den meisten Besuchern Betroffenheit. Mitarbeiter sortieren dann die verwertbaren Bestandteile, wie Hüftgelenke, Gebisse, Goldzähne etc. aus. Diese werden gesondert recycelt. Den daraus entstehenden Gewinn spendet das Bergische Krematorium an wohltätige Einrichtungen. Die Knochenteile werden in einer Knochenmühle zu „Asche“ granuliert. Als Asche wird normalerweise ein Verbrennungsrückstand bezeichnet. Diese komplette Asche wird in eine Aschekapsel gefüllt, welche ebenfalls mit allen Daten des Verstorbenen versehen ist. Dann wird die Aschekapsel in die vorgesehene Urne eingesetzt und versiegelt. Nach dieser hochinteressanten, 1-stündigen Besichtigung, in der wir viele neue Eindrücke gewinnen durften, kamen die Interessenten noch im Projekthaus des Bestatters Bertram zusammen. Es wurden die gesammelten Eindrücke und Empfindungen besprochen sowie auch alle offenen Fragen von dem sehr sympathischen und einfühlsamen Herrn Bertram und seinem Sohn, offen und ehrlich beantwortet.09-2016 Heidi Herde

Weitere Infos unter: www.bergisches-krematorium.de und www.bertram-lev.de