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Luft nach oben

Wichtigkeit des Nutzens

Seid mal ehrlich – haben die meisten von euch die berühmten Redewendungen wie „lebe hier und jetzt“ oder „sei hier und jetzt“ verstanden? Beziehungsweise wie so ein „hier und jetzt leben“ konkret funktioniert?

Wenn das so wäre, wären diese Redeanwendungen nicht so populär.
Egal wie primitiv die zwei Wörter scheinen, ich habe es trotzdem nicht kapiert. Ich war sogar genervt, muss ich zugeben, als ich das gelesen oder gehört habe. Bevor ich das Buch „Luft nach Oben“ gelesen habe, verstand ich „hier und jetzt“ so: Man soll keine bestimmten Erwartungen an das Leben und an die Menschen haben. Dann findet man sein Glück. Das ist nur möglich, wenn ich wenig über die Zukunft und die Vergangenheit nachdenke.

Ich stelle mir das dann so vor: Ich stehe mit offenem Mund auf der Straße und ich weiß nicht, wo es langgeht. Ich gucke nicht rechts (in die Vergangenheit), nicht links (in die Zukunft). Mein starrer Blick nutzt mir nichts. Das soll ich mehrmals versuchen zu lernen? Nein!

Dank Nikolas Dierks muss ich gar nichts lernen.
Sein neues Buch “Luft nach Oben” widerspricht bisher existierenden Versionen über “hier und jetzt” und gibt den Lesern klare, einfache praktische Beispiele dafür, wie unser Alltag mit Erwartungen und unterschiedlichen Meinungen doch gut funktionieren kann. Durch die lebendigen Erzählungen zeigt Nikolas Dierks wie in unseren banalen Alltag ein bisschen Veränderung oder besser gesagt anderes Tun für das Erreichen eines erfüllten Lebens hilft.

Eigene Gefühle klären

Ich will auf meine Lieblingsstelle des Buches tiefer eingehen - nämlich  auf die Gefühle und die Klärung des guten Umgangs mit diesen, also die Betrachtung der emotionalen Seite des Menschen. „Die Fähigkeit, Gefühle zu haben, ausdrücken und zu berücksichtigen, ist unverzichtbar, wenn wir ein gutes, erfülltes Leben führen wollen“  schreibt Nicolas Dierks. Fast jeder von uns kennt die Situation, wenn wir gefragt werden wie es uns geht. Wir antworten dann oft höflich „Danke, gut“. Aber ehrlich - fühlen wir das „gut“ wirklich? Ist unsere Antwort authentisch? Oder - wenn ich mich schlecht fühle und meine Sportsachen anziehe und trainiere, mit den Gedanken aber irgendwo anders bin. Natürlich gibt es immer Gründe dafür warum wir uns freuen, ärgern oder uns langweilen. „Gefühle sind nicht unbedingt irrational. Rationalität und Emotionalität schließen einander nicht aus, sondern arbeiten zusammen.“ Aber, ob wir immer wahre Gründe dafür finden können?

Jeder von uns kennt sicher auch diese Situation: Alles scheint bei dir in Ordnung zu sein, aber trotzdem bist du irgendwie unzufrieden, schlecht gelaunt. Lediglich “wurde das Gut zur Normalität”, aber du kannst nicht klarstellen wieso. Was dir dabei am schnellsten einfällt - du willst vor dieser Situation flüchten, den Ort wechseln, die Familie verlassen. Du bist müde, du kannst nicht mehr. Ich bin nie ein Freund von Vergleichen gewesen, aber manchmal hilft das sehr, wenn du deine Lage mit der schlechteren Situation von anderen Menschen vergleichst. Wir vergessen oft, wie gut wir in Europa im Vergleich zu den Entwicklungsländern leben. Wir langweilen uns aber trotzdem, wenn es nicht immer neue spannende „Geschichten“ zu erleben gibt und einfach alles nur in Ordnung ist. Durch Vergleichen hast du manchmal die Möglichkeit dein gesamtes Leben nochmal neu einzuschätzen.

Das reicht natürlich nicht. Es ist wichtig andere Menschen besser zu verstehen. Das Verhältnis zu anderen ist ein zentraler Aspekt, laut Dierks.

Miteinander Leben

Oh, das Thema ist so schwierig, warum eigentlich? Durch unsere Erfahrungen mit Menschen entwickeln sich auch Vorurteile, die „zementierten Vorurteile und die erfahrungsbasierten Vorurteile“.
Dazu kommt die Auffassung - ich bin ein Typ von Mensch, der sich etwas nicht vorstellen kann etc. Stimmt das so? Ich zum Beispiel mag nicht shoppen, mag auch nicht, wenn ich mit einer Freundin in die Läden gehe. Ich fühle mich genervt. Ich bin kein Shopping-Typ. Ist das ein starres Vorurteil von mir? Ich denke nicht mal zehn Minütchen darüber nach und merke, dass es so nicht stimmt. Weil, wenn ich es schaffe mit einer Freundin während des Shoppens über vieles zu quatschen und dabei noch schöne Kaffeepausen genieße - dann kann ich mir das Shoppen doch gut vorstellen. Also, Typisierungen existieren nicht. Es kommt immer wieder auf die Situation an. (...) „Menschen, die miteinander sprechen, kommen meist auch besser miteinander aus.“ (...)

Was habe ich mir aus dem Buch besonders gemerkt:
Durch das ständige Nachdenken über meine starren Vorurteile, schaffe ich es mein Klischeedenken zu reduzieren, nicht immer Recht haben zu wollen und zu anderen Wesen liebevoll zu sein. Jetzt denken sie vielleicht: Das wissen/machen wir ja sowieso. Aber, ist unsere Liebe andauernd friedlich? Ich glaube nicht. „Wir werden scheitern, verlieren, verzweifeln. Doch an einer Entscheidung sollen wir festhalten, egal wie alt wir sind. Wir sollen sie stark, tief und unerschütterlich treffen: Wir werden ein gutes, erfülltes Leben haben, egal was geschieht.“ – sagt uns zum Schluss der Autor. 

Wer noch keine feste Planung hat, wie er ein erfülltes Leben aufbauen kann, sollte dann bitte unbedingt das anregende Buch von Nicolas Dierks „Luft nach oben“ lesen.    

Dr. Nicolas Dierks ist der Philosoph, Autor und macht neugierig mit Workshops und Vorträgen, die immer neue Ansichten zu vermitteln versuchen,  allerdings immer aus der der Lebenspraxis heraus. Das zeigt auch sein Spiegel Bestseller Buch „Was tue ich hier eigentlich“ (Rowohlt 2014).

Folgen Sie Nicolas Dierks auf Twitter, Facebook oder besuchen Sie seinen Blog auf www.nicolas-dierks.de

08-2017 Inga Khapava

Was tue ich hier eigentlich?

„Was also ist der Mensch? Er ist ein Wesen, dass immer entscheidet, was es ist“ (...) so der jüdische Psychologe Viktor Frankl. Stimmt es? Wenn ja, soll ich es glauben? Soll ich alles glauben, was ich denke? Soll ich die Fragen stellen? Bin ich verzweifelt, wenn ich solche Fragen habe? Es reicht!!!

Was tue ich hier eigentlich? - heißt das Buch von Nicolas Dierks. Das Buch mit vielen spannenden Fragen und Antwortmöglichkeiten, die uns den Lebensalltag besser zu verstehen helfen. Wie will ich eigentlich leben? Wessen Traum lebe ich? Was weiß ich wirklich? Wie will ich gelebt haben?

Dazu kommen zu Wort Aristoteles, Platon, Kant, Nietzsche, Rousseau, Wittgenstein und viele andere Philosophen, Soziologen und Forscher. Nicolas schafft es einfach, humorvoll und mit vielen eigenen Beispielen die Philosophie des Lebens verständlich zu machen.

Ich versuche meinen roten Faden aus diesem Buch zu ziehen.

So fängt das an:

Heute leben wir Menschen ungefähr so

Früh aufstehen, Körper pflegen, zur Arbeit fahren, danach Hobbys pflegen, soziale Netze beobachten, kommentieren, liken, antworten, WhatsAppen, bloggen, Nachrichten wahrnehmen, wünschen, träumen und möglichst tief schlaffen. Wir wollen noch mehr.... Wir haben Angst, das wir etwas Besseres verpassen. Unser Motto: Man muss heute flexibel sein und alles schaffen. Durch die vielen Möglichkeiten, die es heute gibt, zögern wir mit unseren Wünschen unendlich lang. Hätte/wäre-Sätze sind immer aktiv.

Das Problem

Weil es mir alles zu viel und oberflächlich ist, wünsche ich mir eines Tages eine Änderung. Dafür habe ich weder Zeit noch die Ahnung, wie es geschehen soll.

Diagnose – laut Nicolas – Verpassensangst, Veränderungsdruck und dadurch entstandene Orientierungslosigkeit. Anders gesagt, die heutige Welt bietet so vieles an, ich weiß nicht mehr, was mich zufrieden macht. Das ist ein schneller Prozess, wie ein Fluss, aus dem ich nicht raus will, weil ich mich sehr abhängig davon fühle, aber ständig daran denke, wie ich meine Schwimmposition ändern kann, damit ich vielleicht auch die andere Seite des Ufers sehe.

Lösung

Los lassen lernen!
Hier und jetzt leben!
Frieden in dir selbst finden!
ToDo Listen erweitern!
Yoga ausprobieren!
hilft nur bedingt.

Philosoph Nicolas Dierks sucht eine Klärung in der Philosophie zu finden. Eine Idee, um das Leben sinnvoller zu gestalten ist „ein Umdenken, ein neues Verständnis der Situation, ein Wandel unserer Einstellungen“. Nicolas ruft viele Philosophen, Soziologen und Forscher auf und verfasst ihre Denkweise, von Aristoteles bis zur Moderne.

Was braucht man für das neue Verständnis der Situationen

Individualität

Alle veralteten Fragen erstens noch mal neu stellen. Was tue ich hier eigentlich? Wessen Traum oder Alltag lebe ich? Woher weiß ich was ich weiß? Damit belauschen wir uns nicht nur tief, sondern drücken es aus, so Nicolas. Unsere Individualität ist auch dadurch messbar.

„Der tiefste Grund unseres Daseins ist individuell sowohl in Empfindungen als Gedanken“, schrieb der Kulturphilosoph Johan Gottfried Herder 1774.

Also separe aude!

(...) Pendeln zwischen der Alltagsperspektive und der Lebensperspektive zu ermöglichen“ – der Sinn von „ Entschleunigung“ 

Ich habe meine persönliche Geschichte,  Erinnerungen, Schmerzen, Erfahrungen, Ängste und Träume und all dies schleppe ich durch den Alltag. Ich pendle. Das ist auch gut so. Ich gewöhne mich dran und die Gewohnheit ist ein wichtiger Teil der Natur von Menschen. Ich bin sehr wandlungsfähig. Ich habe meine kulturellen Gewohnheiten – eine davon ist, dass ich keinen Terminkalender benutze. Frage ist nur, wieweit kann ich die Gewohnheit beeinflussen? Wie behalte ich den Überblick von mir selbst so, dass ich mein Ziel  nicht verliere?

Nicolas schreibt – dadurch, dass wir mit Einstellungen unsere Reaktionen ändern.
Dafür braucht es, eine Pendelbewegung, Träume zu haben und individuell zu sein..

Träume

Wie gewohnt, erste Fragen von Nicolas:

Leben wir in unsere Träume oder träumen von einem anderen Leben? Sind die Träume nicht immer durch unsere Kultur und Erziehung mitbestimmt?  Nichts, was wir tun was wir erfinden oder uns ausdenken, ist ohne Ursprung außerhalb unseres Selbst - schreibt Nicolas Dierks. Aber trotzdem haben wir eigene Träume bzw. den Weg bis zu dahin und das Gefühl, wie ich mich für den Traum entschieden habe, brenne ich dafür, ist meine Leidenschaft da, ihn zu erfüllen? Das zählt.

Die Anderen

Ich verfasse kurz meinen roten Faden: Als Individualist pendle ich zwischen Alltag und Lebensperspektiven, ich habe auch meine Träume und brenne gern dafür. Ich bin also sehr wohl unabhängig. Aber Nicolas wäre kein Philosoph, würde er an dieser Stelle keine neue Frage stellen. Die lautet so: Wieso brauche ich die Anderen um ich selbst zu sein? Quasi brauche ich ständig den Austausch mit Anderen. Seit das Internet existiert, hat die Kommunikation doppelt so viel an Bedeutung gewonnen. Egal was – Hauptsache poste! Poste, wo du dich befindest, poste was du isst, poste welches dein Lieblingstier ist etc. Das kennen wir alle. Rousseau beschreibt drei Arten der Liebe: Die natürliche Selbstliebe – Amour de soi ich kümmere mich um mich. Amour propre – die Liebe im Bild der Anderen; ich bin von anderen Meinungen abhängig. Sentiment de l`existence – das Gefühl des Daseins liegt zwischen diesen beiden und ist weder egoistisch noch fremdgesteuert. Dieses Gefühl erhalten wir durch Andere. Wir bekommen eine gewisse Anerkennung, die wir unbedingt brauchen.

Letzte Frage an Sie: Was also ist der Mensch? Er ist das Wesen, dass immer entscheidet, was es ist!

Der 1973 in Hamburg geborene Kulturwissenschaftler und Philosoph Dr. Nicolas Dierks ist derzeit Lehrbeauftragter im Bereich Wissenschaftstheorie und erforscht wie Menschen sich im Leben orientieren. Seine weiteren fachlichen Interessen liegen in den Bereichen Sprachphilosophie, Kulturphilosophie und Ästhetik. Er promovierte an der Leuphana Universität Lüneburg über die Frage, warum das Neue in unserer heutigen Kultur so zentralen Stellenwert hat. Zu diesem Thema erschien 2014 sein Buch "Was tue ich hier eigentlich", über das er im Juni 2016 in der modern life school, Hamburg ( www.modernlifeschool.org), referierte. 

Inga Khapava 07-2016