Der Traum hat die Frau fast leidenschaftslos geweckt, denn er war der Sache überdrüssig, stets mit denselben Schachfiguren zu spielen. Ihre Zunge gähnte im Mund und die Frau hat erneut die ermordeten Figuren ausgespien. Durch das Belauschen dieses Ablaufs bekam der Traum Falten, wurde von Runzeln übersät, genauer gesagt: er wurde runzelig, weil die Frau jeden oder jeden dritten Tag vor ihrem Mann heimlich, um drei Uhr nachts, von dem Schachspiel im Traum betäubt, auf die Toilette schlich, den Mund erwartungsvoll öffnete, sich mit den nackten Knien auf die kalten Fliesen niederwarf, um die ermordeten langförmigen Schachfiguren wieder von sich zu geben. Danach versuchte der Traum zu prüfen, ob die Anzahl der Leichen von den weißen und schwarzen Figuren übereinstimmte. Ihre Anzahl aber änderte sich nicht und war nach jedem Spiel die gleiche. Der Traum verachtete dieses Zählen, weil auf beiden Seiten immer die gleichen Figuren starben. Ebendarum vermutete der Traum, die Frau habe nie einen richtigen Gegenspieler gehabt und darum könne keine Rede von Verlust und Gewinn sein. Das Spiel endete stets unentschieden. Er ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen, vielleicht könnte jemand eines Tages verlieren oder gewinnen, dann wäre er auch frei. Tagaus, tagein erbrach aber die Frau die gleiche Menge von Figuren beider Farben und wenn sie dann später ins Bett ging, begann das Spiel von neuem, sobald sie wieder einschlief. Sie machte sich Sorgen um die Tatsache, dass das Spiel verbal vonstattenging, d.h. die Figuren dienten den Wörtern. Der Auslöser des Krieges war das Wort „Leidenschaft“, diesem Wort gehorchte die Königin. Auf dem zweifarbigen Brett genoss sie im Unterschied zu den Anderen ein besonderes Privileg. Die Leidenschaft kämpfte gegen den eigenmächtigen König. Dieses Kampf unterstützte das Wort „Angst“, das von den Offizieren dargestellt wurde. Das Wort „Wissen“ konnte sich auf dem Brett dank der erfahrenen Reiter durchsetzen und dem Wort „Gefühl“ dienten die Türme, die die Absurdität dieses Krieges gleich erkannt haben, weil sie das siegreiche Wort „Figur“ nicht gewinnen konnten. Das Wort „Treue“ hat die neutrale Position belegt, die die Bauern innehatten. Ihre Aufgabe war es, sich zu opfern, falls die Königin von einer Gefahr bedroht würde. Zu ihrer Aufgabe wiederum gehörte es, das Wort „Leidenschaft“ wiederzubeleben. Der weiße und der schwarze König standen bewegungslos da, in Erwartung eines Sieges. Wenn der Kampf seinen Höhepunkt erreichte, da wartete der Traum ungeduldig auf den Sieg des weißen oder des schwarzen Königs., aber vergebens. Die Leidenschaft richtete alle Kämpfer zu Grunde; Angst, Treue, Gefühl, Wissen starben. Das Spiel endete unentschieden, weil am Ende nur die Figuren der einsamen Könige am Leben blieben und das ließ den Traum seinen Verstand verlieren.
P.S. Leidenschaft ähnelt einer georgischen Frau, die ihr ganzes Leben gegen die Eintönigkeit kämpft und heimlich vor ihrem Ehemann die schwarzen Figuren nur im Traum begünstigt, damit ihre Leidenschaft nicht eintönig wird.